Bausparen – das war lange Zeit unabdingbar. Kein Wunder entspricht das Finanzierungsmodell des Bausparens doch optimal den Wünschen vieler Verbraucher, die sich eine eigene Immobilie wünschen. Man spart, erhält Zinsen auf die Guthaben und sichert sich niedrige Zinsen für den Immobilienkredit zum Eigenheim. Doch das einst beliebte System krankt an der anhaltenden Niedrigzinsphase und dem Null-Leitzins, den die EZB gerade erst Ende letzter Woche noch einmal bestätigt hat.
Die Schieflage beim Bausparen hat zwei Hauptgründe. Zum einen verwenden einige Verbraucher ihren Bausparvertrag aufgrund mangelnder lukrativer Alternativen als Geldanlage und rufen den Kredit nie ab, zum anderen sind die Zinsen für ein Baudarlehen derzeit historisch niedrig. Verbraucher können aufgrund der niedrigen Kreditzinsen immer häufiger sofort den gewünschten Immobilienkredit abschließen, ohne den Umweg über einen Bausparvertrag mit einer langen Sparphase zu nehmen. Manche Verbraucher nutzen ihren Bausparvertrag jedoch wie eine Art von Festgeldkonto. Dabei sparen sie zwar Guthaben an und erhalten die attraktiven Guthabenzinsen, rufen jedoch den Kredit nicht ab. Für das Produkt Bausparvertrag bedeutete das im Endeffekt, dass es weniger nachgefragt wird und diejenigen, die Bausparverträge nutzen, verwenden sie häufig als Sparmodell.
Hat das Bausparen noch Zukunft?
Diese Umstände stellen das Modell des Bausparens grundsätzlich auf den Prüfstand. Einige Finanzinstitute kündigen, nach einem Gerichtsbeschluss über die Rechtmäßigkeit der Kündigung, solche Altverträge, bei denen die Immobiliendarlehen mehr als 10 Jahre zuteilungsreif sind und dennoch nicht abgerufen wurden. Kunden, die bisher die attraktive Rendite ihres sozusagen zweckentfremdeten Bausparvertrags nutzen, werden sich auf Änderungen einstellen müssen. Neben einer Kündigung solcher umgewandelten Bausparverträge ist auch eine Zinsanpassung der Guthabenzinsen für den Bausparvertrag für Neuverträge denkbar. Wer dennoch weiter sparen möchte, sollte sich Angebote aus dem Festgeldbereich ansehen, oder die Investition in ETF am Aktienmarkt oder als Sparplan erwägen. Bausparverträge wird es auch weiterhin geben, aber wohl zu anderen Bedingungen, die eine Umwandlung in eine reine Sparanlage künftig nicht mehr erlauben. Wer den Bausparvertrag wie vorgesehen nutzt, profitiert auch weiterhin von staatlichen Zuschüssen in Bezug auf vermögenswirksame Leistungen und den generellen Vorteilen des Bausparens.